Die Parkbauten des Grünfelder Parks
Übersichtsplan
Teehaus
Italienische Villenarchitektur
An die Stelle der ehemaligen Hofküche wurde auf Veranlassung von Fürst Otto Victor I. zwischen 1844 und 1846 das Teehaus gebaut. In Anlehnung an italienische Villenarchitektur mit Freitreppe, Terrasse, Porphyrbrunnen, Loggia und Turm errichtet, diente es als Ersatz des „Schlösschens“ dem Ausdruck eines idyllischen Landlebens. Der ursprüngliche Fassadenstuck von Töpfermeister Wilhelm Resch aus Waldenburg und die Turmuhr von Mechaniker Siewert sind nicht mehr vorhanden. Fürstin Sophie von Albanien, die Schwester des Fürsten Günther von Schönburg-Waldenburg, nutzte während ihrer Aufenthalte in den 1920-30er Jahren das Teehaus gern als Sommerresidenz.
Grünfelder Schloss
Neogotisch
Für die Parkanlage kaufte Otto Carl Friedrich 1780 nicht nur Grundstücke, sondern auch die Wohn- und Wirtschaftsgebäude eines Landgutes. Die vorhandene bäuerliche Bausubstanz dieses Mehrseithofes wurde überformt und diente als Sommerresidenz der jungen, ab 1790 fürstlichen Familie. Fürst Otto Victor I. ließ die Gebäude des marode gewordenen „Schlösschens“ 1841/42 abreißen. Nur die Ökonomiegebäude blieben vom Abriss verschont und sind, nach der 1992 erfolgten Sanierung als Hotel und Restaurant, heute einzig erhaltenes Zeugnis dieser neogotischen Bauphase zwischen 1780 und 1790.
Portal "Der stillen Naturfreude"
Renaissanceportal
In alten Plänen und Schriften ist das Portal noch als Ruine bezeichnet. Diese Form der Gartenstaffage verkörpert den Sieg der Natur über die vermeintliche Unvergänglichkeit des menschlichen Wirkens und symbolisiert mit der Inschrift „DER STILLEN NATURFREUDE“ den Übertritt in den sentimentalen Innenpark. Der Gedanke von Vergänglichkeit findet sich selbst in der Baugeschichte des bekräftigt, denn bis zum Schlossbrand 1619 fungierte es als Haupttor des hinteren Schlosses. Vor der Umsetzung in den Grünfelder Park 1786 fristete das Porphyrbauwerk an der zerfallenden Brandstelle ein wahrhaft ruinöses Dasein. Fürst Otto Victor I. veranlasste 1844 Reparaturen bzw. statische Ergänzungen, die den Ruinencharakter verfälschten und zum gegenwärtigen Aussehen des Portals führten.
Insel mit Postament
Porphyrdenkmal
Nach Passieren des Portals führt eine kleine Steinbrücke zu einer vom Oberwinkeler Bach umspülten Insel, auf der einst ein säulengetragener Parasol stand. Seit dem 19. Jahrhundert steht das quaderförmige Postament mit profilierter Basis und stilisierten Eck-Akroterien an dieser Stelle. Die verschollene originale gusseiserne Vase mit antikisierten Formen und figürlichen Darstellungen war vermutlich Diana, der Göttin der Jagd, geweiht. Seit der Restaurierung dieses Porphyrdenkmals 1997 steht eine nach englischem Vorbild gegossene Vasenreplik auf dem Postament.
Badehaus - Tempelartig
Architekturbeispiel aus der Zeit des Frühklassizismus
Das klassizistische Badehaus zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen, nicht nur des Grünfelder Parks, sondern seiner Art überhaupt. Die Wahl des Standortes in der Hauptachse des sentimentalen Parkbereichs unterstreicht die Wertigkeit des tempelartigen um 1790 errichteten Bauwerks. Architektonisch lässt sich durch die rustizierte Fassade, das Treppendach und den Mittelrisalit mit Portikus eine Anlehnung an das römische Pantheon erkennen. Das dreiachsige, eingeschossige Gebäude verkörpert mit seiner unikaten, steinimitierend schwarzgrauen Fassadenoberfläche im Kontrast zu den Sandsteinreliefs der Segmentbögen, ein unvergleichliches Architekturbeispiel aus der Zeit des Frühklassizismus. Am Architrav des Portikus steht in Kurzform die Inschrift „HENRICAE CONJVGI OPTIMAE DAT DONAT DEDICAT OTTO“, die übersetzt „ Henriette, der besten Gattin, gibt, schenkt und widmet, Otto.“, den Gartentempel als Geschenk des Bauherren an die Gemahlin ausweist. Entgegen der äußeren Kubatur überspannt eine von Feston- und Widderkopfgesims getragene, kassettierte Kuppel mit lichteinlassender Dachlaterne den ovalen Innenraum. Nach bauarchäologischen Befunden wird der namensgebende Baderaum mit Wasserkunst im rechten Seitenflügel vermutet. Heute ist dieses markante Bauwerk ein beliebter Ort für Trauungen und kleinere Ausstellungen.
Felsengang
Künstlich aufgebaute Grottenarchitektur
Aus großen Findlingen und Felsbrocken künstlich aufgebaute Grottenarchitektur, die eine schaurige, beklemmende Stimmung erzeugen sollte. Die Erinnerung des Fürsten an wilde Felstäler in der Schweiz bzw. die Assoziation an die Münstertaler Felsenstraße der Römer wird durch die schwer entzifferbare Inschrift „ANTRVM TANGERE NOSTRVM NOLI SENATVS POPVLVS Q. ROMANVS VETVIT HEC FIERI ...“ von 1795 dokumentiert. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war hier ein unterirdischer Zugang zu dem eingezäunten, der herrschaftlichen Jagd vorbehaltenen Tiergehege. Der Felsengang ist nicht mit der weiter oben am Berg kellerartig gemauerten Grotte (17) zu verwechseln, die als jagdlicher Waidplatz innerhalb des Geheges fungierte und ebenfalls 1795 datiert ist.
Freilichtbühne
Mit der ca. 1000m² bespielbaren Fläche und den reichlich 500 zur Verfügung stehenden Sitzplätzen gehört das Theater zu den idyllischsten Bühnen Deutschlands.
Die Bühne wurde am 4. Juli 1954 eingeweiht.
Seit dem Jahr 2000 wird die Bühne wieder in den Sommermonaten mit einem jährlich wechselnden Programm zum Leben erweckt.
Denkmal des Erstgeborenen
Dieses zeittypische familiäre Denkmal wurde laut Schriftkartusche „Otto Alexander, dem Erstgeborenen, geb. 28. Aug. 1781, gestorben 27. Febr. 1782“ zu Ehren des im Kindesalter verstorbenen Erbfolgers aufgestellt.
Es zählt zum ältesten Denkmalbestand der Parkanlage.
Auf dem festonumrankten Säulenstumpf mit Kartusche ruht als Sinnbild des Gedenkens eine akanthusblattverzierte Marmorurne.
Gesundheitsquelle
„SALVTARI HYGIEAE DONO SACRVM"
Die in ein rundes Becken fließende Waldquelle wird von einer halbkreisförmigen überwölbten Nische mit Porphyrbank hangseitig umbaut. Zwei im Wasser stehende, kannelierte dorische Säulen tragen das Gebälk mit Kranzgesims und Zahnschnitt. In die Architravfront ist eine Huldigung „SALVTARI HYGIEAE DONO SACRVM“ an die griechische Göttin der Gesundheit als Wasserspenderin eingemeißelt. Architektonisch erinnert dieser wuchtig proportionierte Gesundbrunnen an den Poseidontempel zu Paestum, dessen Säulen gleichfalls vom Wasser umspült werden. Mit der deutlichen Bezugnahme auf antike Vorbilder und einer geometrisch gedrungenen Formwiederholung kündigt sich in diesem Bauwerk schon der reife Klassizismus an.
Mausoleum
An den Platz des Triangulars ließ die Witwe Otto Carl Friedrichs, Henriette Eleonore Elisabeth geb. Gräfin Reuß-Köstritz, zwischen 1813 und 1816 die wegen anstehenden Grundwassers nie zur Bestimmung taugliche Begräbnisstätte errichten. Das Ersetzen des Triangulars durch das Mausoleum an dieser exponierten Stelle mit visueller Wechselbeziehung zum Badehaus und zur Kirche Oberwinkel kann als Indiz des Spannungsfeldes von freimaurerischen und beginnenden pietistischen Positionen des Hauses Schönburg-Waldenburg verstanden werden. Die architektonischen Parallelen zum Badehaus sind nicht nur in der Epoche des Klassizismus zu suchen, sondern werden auch an Hand der Inschrift „Otto dem Unvergesslichen, Henriette.“ als Pendant zur Widmung am Badehaus deutlich.
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